Kaum ein anderer römischer Kaiser ist so bekannt und berüchtigt wie Nero. Weiterhin erscheinen regelmäßig neue Bücher über den als Muttermörder und Brandstifter verschrienen Imperator. Die neueste Biografie stammt von dem Althistoriker und Wissenschaftsjournalisten Alexander Bätz und hat gleich mehrere Stärken. Sie basiert auf kritischem Quellenstudium, ist lebendig geschrieben und versucht Nero vor dem Hintergrund seiner Zeit zu erklären.
Selbstverständlich befindet sich Bätz auf der Höhe der Zeit. So hat die Wissenschaft längst die angebliche Brandstiftung Roms durch Nero ins Reich der Legenden verwiesen. Ohne die vielen unleugbaren Verbrechen des Kaisers zu relativieren, macht Bätz doch deutlich, dass Neros Bild erst im Nachhinein so tief geschwärzt wurde. Es waren vor allem seine für einen Kaiser ungewohnten künstlerischen Ambitionen, das Prinzip vom „Singen und Herrschen“, das antike Autoren abstieß. Zu Lebzeiten war Nero beim Volk beliebt, schließlich bot er ihm „Brot und Spiele“. Seine Fanbasis aber hatte Nero im griechisch geprägten Ostteil des Reiches, wo man mehr Verständnis zeigte für seine überaus exzentrische Interpretation des Kaisertums. dpa