Literatur - Steffen Kopetzkys neuer Roman aus der Eifel

Dramatik um ein lebensgefährliches Virus

Von 
Manfred Loimeier
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Der Schriftsteller Steffen Kopetzky ist bekannt geworden mit Romanen, die vergessene historische Ereignisse aufgreifen und fiktionalisieren. „Risiko“ handelte von einer deutschen Expedition während des Ersten Weltkriegs an den Hindukusch, und in „Propaganda“ geht es um verdrehte Tatsachen während des Vietnamkriegs. Beide Romane landeten auf der „Spiegel“-Bestsellerliste und empfehlen die Lektüre des neuen Kopetzky-Romans „Monschau“.

Das reale Städtchen Monschau liegt romantisch in einem Tal des Flusses Rur in der Eifel und war einst begüterter Sitz des deutschen Tuchmacher-Gewerbes. US-Künstler Christo nahm das 1971 zum Anlass, die Monschauer Burg zu verhüllen – woran sich außerhalb von Monschau kaum noch jemand erinnert.

Divergierende Handlungsstränge

Um Erinnerung geht es auch in Kopetzkys Roman „Monschau“: Einerseits ganz aktuell um ein gefährliches Virus, das ein Monschauer Werksmitarbeiter aus Fernost einschleppte und zu einem faktisch verbürgten Pockenausbruch Anfang der 1960er Jahre führte; andererseits um noch weiter zurückliegende, verschwiegene Wahrheiten, nämlich die NS-Verstrickung des Werksleiters und die Kriegsgräuel der Wehrmacht auf Kreta.

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Stefan M. Dettlinger
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Eingebettet sind diese historischen Rückblenden in eine Liebesgeschichte über Standes- und Nationalitätsgrenzen hinweg, und geschrieben ist das alles sehr anschaulich und fesselnd. Doch trotz der Parallelen zur Corona-Gegenwart – mit Quarantäne-Maßnahmen, Sicherheitsvorkehrungen und rechten Parolen wegen befürchteter Beschneidung persönlicher Freiheiten – trägt dieser Virusbogen nicht ganz bis ans Ende der Handlung. Zuletzt entwickelt sich die Handlung mehr als Romanze denn als Pharmaziethriller oder als Spurensuche nach exilierten NS-Verbrechern.

Gleichwohl gelingt Kopetzky noch ein ordentliches Happy-End samt Beilegung der Pocken-Epidemie – und der Nachhall einer flotten und unterhaltsam-lehrreichen Lektüre hinterlässt einen letztlich sehr guten Eindruck. Dass neben einem jungen Arzt eine junge Firmenbesitzerin die zweite, gleichwertige Rolle in dem Buch spielt, tut dem Roman gut, erweitern sich dadurch doch die Erfahrungs- und Identifikationsmomente. So ist „Monschau“ trotz Abstrichen auf jeden Fall dringend zu empfehlen!

Redaktion Geschäftsführender Redakteur und Mitglied der Chefredaktion