Nachfolge von "SpaceJazz"

Mannheimer Planetarium im "Flow" von Thomas Siffling

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Mannheim.  „Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, dass es wieder Live-Musik bei uns gibt“, sagt Planetariumsdirektor Christian Theis zur Begrüßung der rund 110 Zuschauer am Freitagabend. Bei pandemiebedingt halber Kapazität ist der Sternenkuppelsaal damit ausverkauft. Nach zwei Jahren Musikpause hat das Publikum also nicht vergessen, dass es im Mannheimer Planetarium auch Konzerte gibt. Ab sofort unter dem Titel „Live@Planetarium“ statt „SpaceJazz“. Der übergreifendere Begriff soll künftig zum Beispiel auch Lesungen umfassen. Oder Tanz. Wie beim zweiten Termin am 8. April mit Musik-Performerin Angie Taylor und Choreograph Tobias Weikamp. Kuratiert wird das Programm weiterhin von Ella-&-Louis-Chef Thomas Siffling.
Der Jazz-Trompeter freut sich „ganz persönlich sehr“, dass er die neue Reihe selbst eröffnen kann. Und was könnte sich für ein Live-Konzert im Planetarium besser eignen als der sphärisch-elektronische, aber teilweise auch extrem groovende Sound seines immer noch aktuellen Albums „Flow“ aus dem Jahr 2017? Co-Hauptdarsteller des ersten Stücks „Eye Of A Hurricane“ ist ein größer werdender Spiralnebel, eine Galaxis, die von Mediendesignerin Gaby Langer und ihrem Kollegen Thomas Niemann kongenial zu dem zunächst eher ruhig angelegten Song in Richtung überwältigender Einblicke vergrößert wird. Ein gemeinsamer Probedurchlauf mit den Musikern war dafür gar nicht nötig. „Wir hatten natürlich die Musik vorher“, erklärt Niemann.

Wechselseitige Inspiration
Das reichte offensichtlich, denn meistens bekamen Musik und Bilder im Zusammenspiel so etwas wie eine zusätzliche Ebene: „Inspiration“, nennt Siffling das im Nachgespräch. „Die Bilder machen ja etwas mit Dir, während Du spielst.“ Ein wechselseitiger Effekt, denn die die Kreativen des Planetariums hatten ja vorher die Musik in Bilder um Sonnen, Mond und Sterne umgesetzt. Die Kombination aus Sound und gewaltigen Weltraum-Szenarien, animierter Flüssigkeit oder trigonometrischen Strukturen wirkt mal kontemplativ bis meditativ wie bei der – teilweise von Siffling gesungenen – Ballade „Beyond The Sky“. Dann wird der Groove in den schnelleren Stücken so zwingend, dass er einen fast auf die Sesselkante setzt und es vergnügtes Juchzen zum Szenenapplaus gibt.
Kein Wunder: Auch, wenn die Band im Dunkeln kaum zu sehen ist, spürt man, wie ausgehungert auf einen Live-Auftritt vor etwas vollerem Haus ist. „Das war abgesehen von Open Airs tatsächlich das größte Publikum seit Beginn der Pandemie bestätigt Siffling auf Anfrage. Der „Commander“ hält seinen Trompetensound oft matt glänzend und songdienlich. So können Konrad „Mr. Spock“ Hinsken (Klavier, Fender Rhodes) Dirk „Pille“ Blümlein (Bass und Oli „Scotty“ Rubow (Schlagzeug, Electronics) glänzen wie Nebendarsteller auf dem Raumschiff Enterprise.

Das weitere Programm: planetarium-mannheim.de

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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