Erscheint eine Nachricht als kleine Meldung oder als Aufmacher, möglicherweise sogar auf der Titelseite? Jeden Morgen werden am Stehtisch im Newsroom des „Mannheimer Morgen“ unter anderem solche Fragen besprochen. Der Newsroom ist die Schaltzentrale der Zeitung, dort diskutieren und planen die Redakteure. Die Leser Barbara König, Elisabeth und Siegfried Weber, Jürgen Fischer und Karl-Heinz Schmehr stehen an diesem Morgen, nachdem sie einer Einladung der Chefredaktion gefolgt sind, zum ersten Mal in einem Newsroom. Es ist 10.30 Uhr. Die Chefredakteure Dirk Lübke und Karsten Kammholz beginnen mit der Planungskonferenz. Das Ziel: Am Ende sollen die Themen für die Ausgabe gesetzt sein – flexibel selbstverständlich, immer mit Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage.
Diese Fragen stellen unsere Leser
Beim Besuch unserer Redaktion kommen viele Fragen auf. Hier einige Antworten:
Warum gibt es immer wieder Rechtschreibfehler in der Zeitung?
Unsere Redakteure befassen sich täglich mit vielen Texten, allein das Angebot unserer Nachrichtenagenturen beläuft sich auf mindestens 2500 Texte in 24 Stunden. Hier übernimmt die Zeitung nur einen Bruchteil – und diese Texte werden gekürzt oder ergänzt, damit sie ins vorgesehene Layout, also in die Seitengestaltung, passen. Außerdem entstehen jeden Tag von unseren eigenen Redakteuren 150 bis 200 Texte in verschiedenen Längen, die auch alle auf Rechtschreibung geprüft werden. Bei mehrmaliger Bearbeitung eines Textes wird man aber manchmal auch betriebsblind – und übersieht etwas. Natürlich tut uns jeder Fehler leid und weh.
Wo haben Sie denn überall Korrespondenten?
Unsere Zeitung hat in Deutschland mehrere Büros mit Korrespondenten, und zwar in Stuttgart, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, München und Berlin. Weltweit teilen wir uns außerdem mit anderen Zeitungen Journalisten, die für unser Blatt schreiben. Wir sind in Paris, London, Brüssel, Wien und Rom genauso vertreten wie in Washington und Südamerika. Daneben sind wir auch an Büros im Nahen Osten, Peking und Hongkong beteiligt.
Warum muss ich für Artikel, die Sie online im Morgenweb anbieten, zahlen?
Weil journalistische Arbeit einen Wert hat. Wertvolles kostet Geld. Das ist gedruckt so und auch online. Wenn Sie kein digitales Abonnement abgeschlossen haben, können Sie einzelne Artikel kaufen und lesen.
Wie lange arbeitet Ihre Redaktion jeden Tag?
Das Online-Team startet um 6.30 Uhr. Der Blattmacher-Spätdienst endet um 23 Uhr, bei wichtigen oder unvorhersehbaren Ereignissen später. Aktualisiert werden kann die Stadtausgabe Mannheim bis Mitternacht. Für andere Ausgaben gilt ein früherer Redaktionsschluss. Gegen 21.15 Uhr wird die Postausgabe gedruckt, die teilweise weltweit verschickt wird. lü/se/tö
„Mehr lokale Themen“
Bisherige Gäste
2015
Januar: Hans-Ullrich Fritz, Helmut Schäfer; April: Günther Hübsch, Lutz Aberle, Manfred Effertz, Rüdiger und Erika Grosse; Juli: Ditta Lauretta Büscher, Roswitha Niedermeier; Oktober: Werner Kirchner, Martin Weiss, Thomas Hollritt, Helmut Büchner.
2016
Januar: Ulrike Faulhaber, Reinhold Schwinn; April: Jutta Scherer, Klaus Maier, Klaus Anacker, Eva Teubert, Axel Juedtz, Aljoscha Kertesz; Juni: Petra Stacha, Eginhard Teichmann, Gerhard Bleckmann, Lilo Bühler, Gerd Mücke, Heidemarie Didion; Juli: Christiane Geiger, Gabriele Fleck, Manfred Nagler, Manfred Dengel, Cornelia Blume; Oktober: Günter Klomfaß, Werner Himmele, Horst Schneider, Manfred Lindner, Marzell Müller.
2017
Januar: Friedebert Goldbach, Irene Reider, Günter Schmidt, Johanna Schmidt, Roman Wolf; April: Norbert Heckert, Christoph Heidelberger, Ursula Ritter-Meffert, Walter Meffert, Klaus Mengel; Juni: Karl-Heinz Patzke, Michael Mürmann, Christa Grenz, Thomas Wilsdorf-Lindenthal, Marietta Hagen; August: Marion Koch, Jutta Schmitt, Jürgen Schmitt, Axel Weber, Hugo Withopf, Jiehong Zhou; November: Arndt Müller, Sylvia Müller, Christian Potthof, Udo Seibold.
2018
Juli: Bianca Beyer, Klaus Hinkel, Elisabeth Hinkel, Jürgen Matthes, Erika Matthes, Manfred Meliset; September: Elisabeth Stroh, Gerhard Kugler, Jochen Heil; November: Wolffried Wenneis, Werner Dietz, Marliese Eberwein-Dietz, Barbara Kretschmer, Eva Baumann-Stauder.
2019
März: Claudia Schwabe, Joachim König, Maximilian Alpers, Britta Gedanitz. Oktober: Franz Baumüller, Horst Schätzle, Sonja Kuhnert, Werner Bertleff, Wolfgang Lutz, Eckhard Junghahn
„Spannend“, findet Barbara König die Morgenrunde, aber viel Zeit für eine ausführliche Reflexion bleibt nicht. Denn im Newsroom geht’s nach der Konferenz gleich ans Eingemachte. Die Seiten der morgigen Ausgabe müssen geplant werden. Einer der Blattmacher, der im Newsroom sitzt und plant, welche Inhalte auf die Seiten kommen, ist Stephan Alfter. Er hat sich bereits für ein spezielles Bildformat entschieden, hadert noch mit dem Motiv zur Salierbrücke in Speyer. Entweder die Vogelperspektive oder lieber doch der Blick von unten? Auch die Redaktionsgäste tun sich schwer. Die Meinungen gehen auseinander. „Man kann es so und so sehen“, sagt Elisabeth Weber und findet die Argumente beider Varianten schlüssig. Der „MM“ hatte die fünf Leser eingeladen, einen Tag in der Redaktion zu verbringen, nachdem sie per Mail, Brief oder Anruf Kritik an etwas in ihrer Zeitung geübt hatten.
Während die „MM“-Seiten Form annehmen, stehen die Chefredakteure Dirk Lübke und Karsten Kammholz den Lesern Rede und Antwort. „Was können wir besser machen?“, auf diese Fragen erhoffen sich die Zeitungsmacher Antworten.
Jürgen Fischer
Jürgen Fischer (64) lebt in Mannheim. Er ist Chemiker und arbeitete 27 Jahre bei Roche.
Wie lesen Sie?
Ich lese die Papierausgabe morgens zum Tee.
Was lesen Sie zuerst?
Ich lese zuerst die Titelseite und dann von hinten nach vorne.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Am wichtigsten ist mir, dass wenig Rechtschreibfehler gemacht werden und die Inhalte richtig sind.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Dazu möchte ich keine Angaben machen.
Siegfried Weber wünscht sich mehr lokale Themen, eine Ausweitung der Regionalseiten. Jürgen Fischer hadert mit Fehlern, inhaltlich und in der Rechtschreibung. Die Beispiele, die er aus der Zeitung ausgeschnitten hat, legt er der Redaktion vor und erntet Verständnis. „Fehler zu machen, ist für uns selbst am unangenehmsten“, sagt Sport-Redakteur Jürgen Berger, „Rückmeldungen nehmen wir gern auf. Und ich kann Ihnen versichern: Wir geben jeden Tag unser Bestes.“
Die Leser erfahren von Stefan Proetel, Leiter des Ressorts Lokales/Regionales, dass jeder Autor seinen Text zunächst selbst liest und korrigiert. Dann läuft das Rechtschreibprogramm über die Zeilen, ehe die Artikel an Stephan Töngi gehen. Er ist für die Qualitätssicherung zuständig und liest die meisten der selbst geschriebenen Texte noch einmal. „Und trotzdem kann es passieren, dass etwas Falsches stehenbleibt“, sagt Stefan Proetel und nennt ein Beispiel, das für Heiterkeit sorgt. In einem seiner Artikel ist einmal das Wort „Knackpunkt“ falsch erschienen – trotz Gegenlesen und Korrekturprogramm. Es fehlte ein Buchstabe: dummerweise das „n“.
In der Online-Redaktion stoßen die Besucher auf viele Neuigkeiten. „Ich wusste nicht, dass ich aktuelle Schlagzeilen vom ,Mannheimer Morgen’ über einen Nachrichtendienst erhalten kann“, stellt Barbara König erstaunt fest. Sie ist bekennende Leserin der gedruckten Ausgabe. Die vielen digitalen Möglichkeiten, die sie als Abonnentin hat, stellt ihr Online-Chef Matthias Schmeing vor. Mitten im Tagesgeschäft schiebt er die Tastatur bei Seite, und nimmt sich Zeit für die Gäste.
Auf dem Weg zum nächsten Büro begegnet den „MM“-Lesern zufällig Kulturredakteur Ralph-Carl Langhals. Immer in der Samstagsausgabe sinniert er als „Kall“ auf Mannemerisch über aktuelle Themen. Spontan nimmt er sich nun Zeit und gewährt den Besuchern einen Einblick in Kalls Gemächer. Denn rechts oben im vierten Stock des Bürokomplexes in der Dudenstraße ist tatsächlich eine Filmkulisse aufgebaut. Ein Wohnzimmer. Das Wohnzimmer. Der Raum, mit Kalls Ohrensessel und dem röhrenden Hirsch auf dem Kaminsims. „Hier drehen wir die Kall-Videos“, erklärt Langhals und präsentiert auch gern noch die Oberhemden-Kollektion, auf die er für die Aufnahmen zurückgreift.
Kraftakt am Ende
Mit Stephan Eisner, dem zuständigen Redakteur für die Autoseiten, fachsimpeln die Leser über die Trends auf den Straßen, und darüber, welche Fahrzeuge im „MM“ vorgestellt werden. „Sie sollten auch mal über ein erschwingliches Auto schreiben“, regt Jürgen Fischer an. „Das tun wir“, stellt Stephan Eisner fest, aber: „Wir zeigen bewusst auch mal verrückte Modelle, die niemand von uns kauft. Das gehört dazu.“
Plötzlich müssen die Gäste Gas geben, denn die Blattabnahme steht an. Ab 17 Uhr schauen die Chefredakteure im Newsroom alle Seiten der nächsten Ausgabe an, prüfen Inhalte, Überschriften und Bildauswahl. Über eine Stunde dauert an diesem Tag das Prozedere. Ein Kraftakt – auch für die Besucher. „Sehr aufschlussreich“, sagt Karl-Heinz Schmehr am Ende. „Jetzt muss ich erstmal alles sacken lassen.“
Barbara König
Barbara König (65) wohnt in Neckarhausen. Mehr als 30 Jahre unterrichtete sie an der Friedrich-List-Schule in Mannheim und ist jetzt in Rente.
Wie lesen Sie?
Ich lese die Printausgabe zum Frühstück und das, was ich morgens nicht schaffe, lese ich im Laufe des Tages.
Was ist Ihnen am Wichtigsten?
Intensiv lese ich die Titelseite, die Kommentare, und auch der Lokalteil ist mir sehr wichtig, ebenso wie die Seite 3.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteurin wären?
Ich würde wieder zum alten Titelseiten-Layout zurückkehren.
Karl-Heinz Schmehr
Karl-Heinz Schmehr (75) wohnt in Lampertheim-Hofheim. Er ist Wirtschaftswissenschaftler, über zehn Jahre lang war er Mitglied der Geschäftsführung einer Pharmafirma.
Wie lesen Sie?
Ich lese die gedruckte Zeitung, aber wenn ich unterwegs bin, nutze ich auch mein Tablet.
Was ist Ihnen am Wichtigsten?
Ich lese traditionell: zuerst die Titelseite und dann von vorne nach hinten. Am meisten interessieren mich wirtschafts- und gesellschaftspolitische Themen.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Ich würde gar nichts ändern.
Elisabeth Weber
Elisabeth Weber (62) wohnt in Mannheim. Sie ist Chemikerin, arbeitete 32 Jahre lang in einem Wissenschaftsverlag.
Wie lesen Sie die Zeitung?
Auf Papier. Im Urlaub lade ich mir online das PDF-Format der Ausgabe herunter.
Was ist Ihnen am Wichtigsten?
Die Seite 3 („Welt und Wissen“), große Reportagen, ausführliche Hintergründe und natürlich der Lokalteil.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteurin wären?
Ich würde den Polizeibericht weglassen.
Siegfried Weber
Siegfried Weber (65) lebt in Mannheim. Er ist Chemiker, war in der Industrie tätig und später Professor an der Hochschule Mannheim.
Wie lesen Sie die Zeitung?
In der Regel die gedruckte Ausgabe.
Was ist Ihnen am Wichtigsten?
Erst lese ich Titelseite und Lokalteil. Später dann den Rest – meisten von hinten nach vorne.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Ich würde den Lokalteil ausweiten. Besonders wichtig ist mir, dass wenige Fehler gemacht werden und die Inhalte richtig sind.