Der neue Film

Auch im Kino ist alles eine Frage der Zutaten

Im neuen Spielfilm "Der Geschmack der kleinen Dinge" lernt Gérard Depardieu als Starkoch das Leben wieder neu zu genießen. Wirklich schmackhafte Kinokost hat Regisseur Slony Sow hier aber nicht zubereitet

Von 
Thomas Groß
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Ein Starkoch auf der Suche nach dem Sinn des Lebens: Gérard Depardieu als Gabriel Carvin in „Der Geschmack der kleinen Dinge“. © Neue Visionen Filmverleih/dpa

Demnächst kommt Starschauspieler Gérard Depardieu als berühmter Kommissar Maigret ins Kino, doch zunächst gibt der voluminöse Darsteller einen alternden Meisterkoch, der neue Perspektiven sucht. Der auf ihn zugeschnittene tragikomische Spielfilm „Der Geschmack der kleinen Dinge“ ist eine ziemlich leichtgewichtige Sache, die über weite Strecken recht bemüht daherkommt und mit einer vergleichsweise komplexen Erzählform mehr zu sein vorgibt, als sie dann einzulösen vermag.

Zwei Handlungsstränge werden hier parallel erzählt. Ein japanischer Erzähler spricht zunächst aus dem Off, Menschen im Halbschatten treten hinzu, dann werden die rudimentär dargebotenen japanischen Szenen seltener und der unter der Regie des Franzosen Slony Sow entstandene Film konzentriert sich erst recht auf Depardieu in der Rolle des gestressten Kochs und Restaurantbesitzers Gabriel Carvin. Der Meister der Genüsse hat neuerdings einen schalen Geschmack im Mund. Zwar wird ihm als hoch geachtetes Gütesiegel ein dritter Kristallstern überreicht, doch ausgerechnet aus der Hand jenes Kritikers, mit dem seine von Sandrine Bonnaire gespielte Frau ein Verhältnis hat. Zudem bereitet dem launischen Chef sein älterer Sohn Schwierigkeiten, der seinen Ansprüchen nicht genügt, und übrigens trinkt Gabriel Carvin auch zu viel. Ein Herzinfarkt ist die absehbare Folge - und ebenso absehbar begibt sich Gabriel dann auf die Suche nach neuem Sinn, was in seinem Fall bedeutet: auf die Suche nach einem neuen Geschmack.

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„Umami“ heißt der Film im Original, und dieses japanische Wort wird in der Folge immer wieder bemüht. Es steht für eine eigene Geschmacksnote, welche der Koch in der japanischen Küche zu finden hofft. Mit dieser war er einmal durch einen früheren Kollegen und Konkurrenten in Kontakt geraten, und eben jenen sucht er nun in Japan auf. Einigermaßen unvorbereitet und geschwächt reist er dorthin, wo dann auch die Handlungsstränge zusammenfinden. Hilfe erfährt Carvin in Fernost tatsächlich mehrfach - und findet erwartungsgemäß auch wieder Geschmack am Leben.

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Veröffentlicht
Von
Britta Schultejans
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Die Themenzutaten des Films sind schon vielfach variiert und aufgekocht worden. Und im Kino werden immer mal wieder Parallelen zwischen dem Essen im Besonderen und dem Leben im Allgemeinen gezogen. Als weitere Geschmacksnote tritt hier die Begegnung der Kulturen dazu. Und während der alte Koch wieder zu sich und seinen Wurzeln findet, hat auch sein jüngerer Sohn vielversprechenden interkulturellen Kontakt. Der ältere Sohn beweist inzwischen zuhause, dass er das Zeug zum Restaurantleiter hat.

Das glücklich Ende ist früh absehbar. Immerhin wird ganz zum Schluss doch noch eine andere Deutungsvariante aufgetischt. Aber das Fazit des Films hat Gabriel Carvin da längst gezogen, indem er folgert, das beste Rezept sei dasjenige, das uns mit dem Leben versöhnt. Bis es soweit ist, gibt es Ansichten von Küchen mit dampfenden Töpfen und Pfannen, viele Dialoge und einige witzige Details. Das ist recht schön anzusehen, ergibt in der Summe aber noch keine zufriedenstellende und nahrhafte Kinokost.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.