Interview

Zeltfestival in Mannheim verzeichnet Rekordbesuch

Veranstalter Timo Kumpf verzeichnet bei der neunten Auflage mehr als 40.000 Fans und plant für 2026 mehr als zuletzt zehn Konzerte.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Zeltfestival-Veranstalter Timo Kumpf (links) und der Star der "Großen Gringo Mayer Feier". © Delta Konzerte

Das Wichtigste in Kürze

- Das Zeltfestival in Mannheim verzeichnete 40.000 Besucher und plant für 2026 mehr Konzerte.

- Timo Kumpf betont die Vielfalt der Acts und Erfolge wie das Süd:Süd Fest von OG Keemo.

- Kostensteigerungen sind eine Herausforderung, doch das Festival bleibt wichtig für die Region.

Mannheim. Eine Woche nach Abschluss des neunten Zeltfestivals Rhein-Neckar fällt das Fazit von Veranstalter Timo Kumpf allen branchenüblichen Problemen zum Trotz positiv aus. Mit 40.000 Fans bei zehn Konzerten verzeichnet er einen Besucherrekord und plant für 2026 mehr Shows in kürzerer Zeit.

Herr Kumpf, das neunte Zeltfestival ist zu Ende gegangen, wieder mit einem extrem vielfältigen Programm – wie fällt Ihre Gesamtbilanz aus?

Timo Kumpf: Die neunte Konzertreihe im Palastzelt verbuche ich als vollen Erfolg! Die zehn Konzerte haben über 40.000 Menschen gesehen und zwei Events waren erstmals lange vorher ausverkauft. Das ist der mit Abstand beste Schnitt bisher. Besonders stolz bin ich auf die Diversität der Konzerte. Von Schlager-Pop Fans in fast schon karnevalistischer Kleidung bei Roy Bianco bis hin zu authentischen Mittelalter-Kluften der Fans von Heilung war alles dabei. Ganz besonders hervorheben möchte ich das vierte DasDing Festival, das mittlerweile größte Jugendkultur-Happening der Metropolregion, und das Süd:Süd Fest von OG Keemo, welches mittlerweile Rap-Fans aus ganz Deutschland anzieht. Das sind absolute Erfolgsformate.

Was waren die weiteren positiven Überraschungen für Sie als Veranstalter?

Kumpf: Im letzten Jahr sind insbesondere die ganz großen Namen weiter hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Das hat mich zum Umdenken bewegt. Gerade Mainstream-Artists haben in der Vergangenheit selten funktioniert. Diese Jahr hat ein Local Hero wie Gringo Mayer mehr Tickets verkauft als 2024 Stadion-Acts wie Tom Odell, Paolo Nutini, Silbermond oder Calum Scott. Außerdem war superschön, dass doch eher konservative Themen wie Fury In The Slaughterhouse oder Dikka wirklich toll funktioniert haben.

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Ausgerechnet zwei regionale Acts - Gringo Mayer und Irie Revoltes mit dem ersten von zwei Abschiedskonzerten in Mannheim - blieben trotzdem etwas hinter den Erwartungen zurück. Woran lag es in der Rückschau? Und möchten Sie die Mayer-Feier 2026 fortführen – es war ja trotzdem seiner bisher größte Show.

Kumpf: Naja, für Iries haben wir für die Maimarkthalle 11.000 Tickets in ner Woche verkauft. Das hat Lenny Kravitz in der SAP Arena nicht geschafft. Klar hatte ich auch jetzt ein ausverkauftes Zelt erwartet, aber am Ende überwiegt die Freude über eine grandiose Stimmung und ein tolles Konzert. Und Gringo hat hier die letzten Jahre einfach auch sehr viel gespielt. Da ist dann beim ersten Mal schwer zu vermitteln, dass das die größte und auch pompöseste Show seiner bisherigen Karriere war. Ich bin sicher, dass sich das hier auch schnell zu einem jährlich ausverkauften Happening entwickeln würde. Vor zwei Jahren war Gringo noch erste Vorband beim Zeltfestival, jetzt hatte er die Menge im Griff wie es keiner der oben genannten internationalen Topacts jemals vermochte. Dem hat die große Bühne sichtlich gefallen.

OG Keemos Süd:Süd Fest hat sich wie angesprochen voll etabliert. Der Termin 2026 ist schon im Vorverkauf). Und könnte man sich da nicht zwei Termine vorstellen – vielleicht das Festival an einem Tag und ein reines OG-Keemo/Funkvater-Frank-Konzert am nächsten? Das würden sich viele Fans womöglich beides ansehen…

Kumpf: Letztlich ist die Ausgestaltung dieses Formats den beiden Hauptprotagonisten überlassen. Das ist auch das Erfolgsrezept. 2022 ging das noch mit zögerlichem Input ohne viel Specials los, mittlerweile sind die auftretenden Überraschungsacts kommerziell meist erfolgreicher als OG Keemo selbst. Dieses Event ist der absolute Shootingstar unter den Underground-Rap-Festivals in Deutschland. Hier hab ich zwar damals die Initialzündung veranlasst, aber seitdem die Künstler das Ruder an sich gerissen haben, läuft das. Ich bin wahnsinnig stolz drauf. Aber ich weiß nicht, was sie sich für nächstes Jahr ausdenken.

Wie stehen die Chancen auf eine Fortsetzung des DasDing-Festivals

Kumpf: Wir sprechen hier in den nächsten Wochen. Ich denke, eigentlich ganz gut. Nach dem Start mit zwei ausverkauften Auflagen wurde es zwar trotz prominentem Line Up etwas schwieriger, aber inhaltlich glauben wir da alle dran. Und wenn danach hunderte Mails oder Kommentar mit sinngemäß „das war mein allererstes Festival und es war großartig!“ kommen, dann spürt man einfach auch wie wichtig sowas ist.

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Die Kostenexplosion im Veranstaltungsbereich geht ja leider munter weiter. Was sind die Preistreiber?

Kumpf: Puh. Eigentlich alle. Die allgemeinen Lebenskosten steigen in allen Bereichen. So auch beim Mikrokosmos „Festival“. Insbesondere Personal und Logistik. Und natürlich auch die Gagen. Daher auch mein bewusster Entschluss weniger internationale Künstler*innen zu riskieren. Ich kann hier als unabhängiger Veranstalter in Mannheim nicht mit dem internationalen Markt mithalten.

Die Preise beim Zeltfestival sind im Vergleich sehr moderat. Kann oder muss man die steigenden Kosten auf die Ticketkaufenden umlegen?

Kumpf: Naja, es sind ja meistens Einzelkonzerte. Das heißt wir orientieren uns an Tournee-Preisen, da wir ja direkt mit diesen Konzerten konkurrieren. Ich kann bei Roy Bianco jetzt keinen höheren Eintrittspreis verlangen als für ein Hallenkonzert. Allerdings sind die Kosten einer kurzfristigen Spielstätte natürlich höher. Das sehe ich als große Herausforderung. Ohne Skaleneffekte durch mehr Konzerte und eine Erweiterung der Wertschöpfungskette sehe ich hier keine Zukunft.

Die letzte Zeltfestival-Show mit dem Nashorn-Rapper Dikka war eine besondere Herausforderung – Bullenhitze, überwiegend Kinder im Publikum… wie haben Sie und Ihr Team das über die Bühne gebracht?

Kumpf: Das war ganz schön schwierig sich im laufenden Betrieb auf dieses Konzert vorzubereiten. Das ist alles auf den letzten Metern passiert, und ich bin sehr stolz, wie wir das gemeistert haben. Zum einen haben wir das vorher gut kommuniziert, sämtliche Regeln angepasst – zum Beispiel konnte Verpflegung für Kids ausnahmslos mitgenommen werden - und wir haben wir alle möglichen Maßnahmen zur Lüftung des Zeltes umgesetzt. Am Ende hatten wir 32 Grad im Zelt, aber 38 Grad außerhalb. Aber die strahlenden Kindergesichter und auch die tolle Anerkennung für unsere Mühen haben sich da gelohnt.

Sie haben angedeutet, dass Sie planen, das Zeltfestival 2026 kompakter zu gestalten – also mit weniger als zehn Veranstaltungen?

Kumpf: Nein, das ist nicht möglich. Wenn dann hab ich das eher so gemeint, dass wir mehr Konzerte in einem kürzeren Zeitraum umsetzen müssen. Wobei wir aktuell mit drei bis vier Wochenenden planen. Anders ist das finanziell nicht mehr darstellbar.

Können Sie schon Acts verraten?

Kumpf: Das ist noch zu früh. Aber es sieht ganz so aus, als gäbe es zum Abschluss wieder ein Kinderkonzert (lacht). Ich muss mich da bald ranmachen. Wird alles immer früher…..

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Nach dem Ende des Maifeld Derbys mit einer furiosen letzten Ausgabe wirkten sie geradezu erleichtert. Hält diese Stimmung weiter an? Und/oder können Sie den Fans des Festivals Hoffnung für ein Comeback 2027 oder 2028 machen?

Kumpf: Ja, das hält noch an. Es war die einzig richtige Entscheidung. Ohne die positiven Effekte auf den Verkauf wäre ich definitiv pleite. Auch jetzt weiß ich noch nicht, ob ich da finanziell rauskomme. Das muss ich erstmal abwarten. Aber dieses Wochenende hat eindrucksvoll gezeigt, wie wertvoll solche Orte sind. Daher bleibe ich auch weiter offen, hier bei entsprechender Förderung und personeller Unterstützung, irgendwann über ein Comeback nachzudenken. Mit genau so viel Herz wie bisher, aber nicht mehr Herz über Kopf.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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