Die diesjährige Passionszeit ist für den Bachchor an der Christuskirche Mannheim die Gelegenheit zur Aufführung der Johannes-Passion des Namensgebers Johann Sebastian Bach. Die Leitung übernimmt die junge Organistin und Kantorin Marion Krall, die seit 2021 die zweite Kantorenstelle an der Christuskirche innehat.
Mit dem Bachchor, der zu den größten und renommiertesten Laienchören Mannheims gehört, einem Ensemble, das sich selbst als Oratorienchor definiert, trifft das Werk Bachs auf seinen natürlichen Partner für die Aufführung. Das Projektorchester spielt auf historischen Instrumenten, die Namen der Solisten sind vielversprechend.
Sieg über Sünde und Tod
Die musikalische Tradition begleitet in der Christuskirche eine lebendige Gemeinde. So ist die Johannes-Passion auch ein Gottesdienst für das Wohl der „angefochtnen Seelen“ und die Annahme des „Glaubens Flügel“, wie es in einer Arie heißt. Die österliche Perspektive der Erlösung, des Siegs über Sünde und Tod, durchzieht das gesamte Werk. Die Kirche ist gut besucht.
Der Eingangschor lässt Gesang und Orchester den Gottessohn rühmen. Die Chorsänger gewinnen unter der ruhigen Leitung Kralls schnell an Sicherheit und Präsenz. Die Verständlichkeit und gute Artikulation zeugen von solider Chorprobenarbeit. Das Orchester stützt effizient und schön.
Die Solisten können durchweg überzeugen. Die Altistin Dorothee Bienert singt lyrisch, Sopranistin Annemarie Pfahlers klare Stimme trägt gut, Matthias Horn, Bariton, ist als Pilatus und in den Arien ausdrucksstark, Markus Lemke, Bassbariton, zeichnet sich durch Präzision aus. Als wahrer Glücksgriff stellt sich Tenor Florian Sievers heraus, der in den Rezitativen die erzählerischen Gestaltungsmöglichkeiten konsequent nutzt und in den Übergängen oft schnell anschließt, so dass die erzählende Dramatik bestmöglich umgesetzt wird.
Zahlreiche Glanzmomente
Während der zweistündigen Aufführung gibt es zahlreiche Glanzmomente. Hierbei fallen vor allem die Choräle auf, die mit großen musikalischen Bögen aufwarten. Beeindruckend sind auch Florian Sievers mit dem Rezitativ vom bitterlich weinenden Petrus, Dorothee Bienert mit der Arie „Es ist vollbracht“ oder Matthias Horn in der Arie „Mein teuer Heiland“, wobei jede einzelne Erwähnung anderen Momenten gegenüber ungerecht sein muss.
Auffällig ist die Präsenz des Chors im Schlusschoral nach zwei Stunden intensiver Darbietung. Mit großer Dynamik und Kraft wird ein überzeugender Schlusspunkt gesetzt. Zu Recht spendet das Publikum minutenlangen Applaus für eine höchst gelungene Aufführung.