Mannhein. „Das zeigt, welchen guten Ruf wir uns bundesweit erarbeitet haben“, sagt Jan-Philipp Possmann auf Anfrage der Redaktion. Gerade hat die Kulturstiftung des Bundes bestätigt, dass Possmanns Kulturhaus Zeitraumexit zum vierten Mal eine sechsstellige Summe für das Festival „Wunder der Prärie“ erhält: 179 000 Euro. „Man vertraut uns“, sagt er, „das ist nach all den Schwierigkeiten ein sehr wichtiges und aufmunterndes Zeichen.“
Das Haus in Mannheim-Jungbusch ist eines von fünf in Baden-Württemberg, deren Projekte von der Kulturstiftung des Bundes gefördert werden. Insgesamt beläuft sich die Summe fürs Land auf 718 100 Euro. Die Wahl traf eine interdisziplinäre Jury bei ihrer letzten Sitzung, so die Stiftung in Halle an der Saale.
Possmann spricht von einem „extrem unsicheren Jahr, nicht nur wegen Corona, auch die Finanzen betreffend. Nun gehe es etwas besser, sagt er, 20 000 Euro Spenden aus dem Freundes- und Unterstützerkreis hätten enorm geholfen. „Außerdem haben wir Stellen gestrichen und überall gespart, wo es nur ging.“
Alles scheint unsicher. Thema Corona: Es sei Possmanns größte Sorge, dass all die Arbeit, die in größere Teilhabe und Inklusion gesteckt wurde, zunichtegemacht werde, weil man nicht mehr in direkten Austausch treten dürfe. Possmann: „Online ist gut und schön, aber die Erfahrung zeigt, dass diese Angebote nur von beinharten Theaterfans genutzt werden.“ Überhaupt treibe Corona die soziale Spaltung nicht nur in der Kultur weiter voran. „Das ist der Skandal, und nicht, dass Helge Schneider seine Konzerte absagt“, findet Possmann.
Für ihn ist es auch ein „Wunder der Prärie“, dass es Zeitraumexit 2021 noch gibt. „Wir hatten inzwischen alles“, sagt er: „Pleiten, regelmäßige Einbrüche, nasse Wände und überflutete Toiletten, jetzt auch noch Corona und Betriebsverbot.“ Man fühle sich aber dennoch „gebraucht“ und freue sich aufs Publikum.
Internationaler Ruf
Das Haus hat einen Etat von rund 800 000 Euro – davon 200 000 Euro für Personal und 90 000 Euro für die Miete der Gebäude in der Hafenstraße 68. Institutionell wird Zeitraumexit von Stadt (jüngst auf 171 000 Euro erhöht) und Land (80 000 Euro) gefördert. Hinzu kommen Projektgelder wie jetzt von der Bundesstiftung – oder auch der Bundesbeauftragten für Kultur, der BASF, der Allianz Kulturstiftung, dem Fonds für Darstellende Künste oder dem für Soziokultur. „Nicht nur Nikolas Löbel holt also Geld für Kultur nach Mannheim“, so Possmann, „wir machen das schon seit Jahren sehr erfolgreich und bessern damit den Kulturhaushalt auf.“
Zeitraumexit wird in diesem Jahr 20 Jahre alt. Gerade durch „Wunder der Prärie“ hat sich das von Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister, Tilo Schwarz und Elke Schmid gegründete Kulturzentrum einen über die Bundesgrenzen reichenden Ruf erspielt. Offenbar ist man hier absolute Avantgarde. „Wunder der Prärie“ soll vom 30. September bis 10. Oktober des Jahres an mehreren Orten in Mannheim stattfinden. Die Künstlerische Leitung hat neben Possmann auch Gabriele Oßwald inne.
Info: Im Netz: zeitraumexit.de