Das Porträt - Die Mannheimer Sängerin Ingrid Schwarz hat mit ihrer Kollegin Yael de Vries ein ungewöhnliches Pop-Projekt gegründet

Musikprojekt Da Yodla: „Jodeln ist wie Scat-Gesang“

Von 
Tanja Capuana-Parisi
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Jodeln auch zu Pop, Rock und Blues: Ingrid Schwarz (links) und Yael de Vries. © Julia Steiner

Wer an Jodeln denkt, assoziiert es vermutlich mit volkstümlicher Musik und Dirndl tragenden Damen. Ingrid Schwarz und Yael de Vries erfüllen dieses Klischee nicht. Die Sängerinnen nennen sich als Duo zwar Da Yodla, tragen aber weder Dirndl noch klingen sie wie Alpenchanteusen. Schwarz und de Vries zaubern aus Pop, Rock, Blues, Polka, Country und Tango mit Jodel-Passagen eine Melange, die frisch und lässig klingt.

Die Powerfrauen nutzten den Lockdown, um ihr lange geplantes Musikprojekt zu realisieren. „Die Idee ist 2017 entstanden“, erzählt Schwarz. Kennengelernt haben sich die Sängerinnen jedoch bereits vor 17 Jahren. Schwarz sang mit ihrem Vater Joe Schwarz, selbst eine Mannheimer Musiklegende, auf dem Cannstatter Wasen. Seitdem standen die Frauen unter anderem 2012 und 2013 zusammen als Backgroundsängerinnen auf der Bühne.

Sie stellten fest, dass ihre Stimmen harmonieren. „Wir wollten ein Duo auf die Beine stellen“, sagt de Vries. Ihre Bandkollegin fügt hinzu: „Wir hatten aber vor Corona nie die Zeit, es zu realisieren, weil jede von uns ihre Projekte gemacht hat.“ Sie überlegten zunächst, als Gala-Duo Pop und Rock zu singen, konnten sich aber dazu nicht durchringen. Stattdessen kreierten sie etwas Neues. „Yael und ich haben schon immer eine Affinität zum Jodeln gehabt.“

Das Projekt Da Yodla und seine Initiatorinnen

Ingrid Schwarz wurde in Trier geboren und wuchs in Mannheim auf. Ihr Vater Joe Schwarz war mit seinem Orchester viele Jahre als Bandleader im Circus Roncalli tätig. Sie studierte Jazzgesang an der Musikhochschule Mannheim.

Yael de Vries wurde in Zürich geboren. Die Tochter eines Schweizers und einer Niederländerin studierte Musical an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien.

Im April erschien die Debütsingle „Party Chick“.

Da Yodla produzieren ihre Songs mit ihrem eigenen Label MAURECORDS. Die Songs sind auf allen Streamingdiensten weltweit erhältlich. 

Ein Jodeldiplom wie in dem Loriot-Sketch hat keine der beiden. „Ich muss allerdings schon jedes Mal an Loriot denken, wenn Ingrid und ich sagen: ,Welche Silben jodeln wir?’“, sagt de Vries und lacht. Gelernt hat sie das Jodeln 2015 für ein Vorsprechen. Die Musicalsängerin bringt es sich via YouTube-Videos bei. „Den Job habe ich damals nicht gekriegt, aber das Jodeln ist mir geblieben.“ Schwarz hat bereits im Kindesalter gejodelt. „Ich finde, das Jodeln hat manchmal in der Ausführung und Melodiefindung Ähnlichkeiten mit dem Scat-Gesang.“

Inspirationen finden Da Yodla in verschiedenen Bereichen des Lebens. Die Tatsache, dass de Vries aus dem Musical- und Theaterbereich stammt und Schwarz in Mannheim Jazz, Rock und Pop studiert hat, macht ihre Musik vielseitig. Das Jodeln setzen sie unterschiedlich ein. Mal ist die Jodelpassage als Mittelteil, dann als Refrain oder mit einem Bläserriff zu hören.

In der Debütsingle, dem swingenden „Party Chick“ geht es um eine hedonistische Protagonistin, die ihr scheinbar perfektes Leben rund um die Uhr auf den sozialen Medien teilt, um von ihren Followern so viele Likes wie möglich zu bekommen. Um immer gut auszusehen, investiert sie viel in ihr Aussehen: Besuche im Fitnessstudio, Behandlungen mit Botox und Schönheitsoperationen inbegriffen. „Ich glaube, wir kennen alle jemanden, auf den das total passt“, sagt Schwarz schmunzelnd.

Eine eigene Sprache

Jemanden bloßzustellen liegt den Künstlerinnen aber fern, daher sei der Song mit einem Augenzwinkern zu sehen. Beim Rock-Jodler „Is net so“, geht es darum, dass der vermeintliche Traummann nicht der Richtige ist. „Milch“ ist ein anarchistischer Song mit sehr prägnanten Jodlern. Die Botschaft ist, dass es sich lohnt, gegen den Strom zu schwimmen. Bemerkenswert ist die Sprache, von Da Yodla: „Bayröisch“. „Ich mag Bayrisch unglaublich gern, es ist ein sympathischer Dialekt“, sagt de Vries. Schwarz’ Großeltern väterlicherseits stammten aus Österreich. „Wir haben angefangen zu mischen. Und unsere eigene Sprache entwickelt“, so de Vries.

Wichtig ist ihnen, dass sich weder Bayern noch Österreicher davon angegriffen fühlen, denn es sei eine Hommage und keine Parodie. Das Projekt hat gleichzeitig einen Bezug zur Region. „Alle mitwirkenden Musiker sind Absolventen der Musikhochschule Mannheim, mich eingeschlossen“, sagt Schwarz.

Mit der Quadratestadt fühlen sich beide verbunden. Schwarz ist hier aufgewachsen, lebt aber seit kurzem in Biebelhausen bei Trier. „Im Herzen bin ich Mannheimerin“, sagt sie und lacht. De Vries, die aus dem Zürcher Weinland stammt, hat in Wien studiert; ihr Lebensgefährte, der Schlagzeuger von Da Yodla, studierte ebenfalls in Mannheim.

„Hatte ich Pausen zwischen verschiedenen Produktionen, war ich in jeder freien Minute in Mannheim und habe mich immer zu Hause gefühlt“, sagt sie. Coronabedingt konnten die Sängerinnen mit ihrer Band die Lieder nicht zusammen aufnehmen. Jeder nahm seinen Part individuell auf, Toningenieur Ben Steiner fügte dann alles zusammen.

„Wir schreiben schon fleißig an neuen Songs“, sagt Schwarz. Die nächste Single, eine Ballade, soll im November herauskommen. Ihr Debütkonzert mit kompletter Band spielen Da Yodla am 24. Februar im neuen Globe Theater in Schwäbisch Hall und hoffen, dass im kommenden Jahr wieder mehr Livekonzerte stattfinden. Bis dahin bleiben sie ihrem Motto treu, sich keine Grenzen zu setzen. De Vries fasst zusammen: „Alles geht, alles soll, nichts ist verboten.“ Am 6. November sind sie Gastkünstler bei der Silke Hauck Nacht im Schatzkistl Mannheim.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals