„Going red“ – „rot werden“, so heißt die kleine Ausstellung im Studio der Mannheimer Kunsthalle doppeldeutig. Auf Rotfarbenes stößt man dabei immer wieder. Die in Moskau geborene und in Berlin lebende Sofia Duchovny thematisiert aber auch die ebenso bezeichnete Schamreaktion. Die Schau in der Mannheimer Kunsthalle, die Duchovny aus Anlass der Verleihung des mit 5000 Euro dotierten Preises der Kunststiftung Rainer Wild an sie bestückt, beginnt mit einem kleinen Trailer auf der Museums-App, führt über ein charakteristisch bearbeitetes Bild, das auf einem Selbstporträt der jungen Künstlerin aufbaut, und endet mit filigranen Installationen im Studio selbst.
Der Übergang von innen nach außen, von Persönlichem, Intimität und Öffentlichkeit kehrt dabei leitmotivisch wieder. Rote Nasen, die man im Video und Bild findet, erinnern an Clowns, die ja auch häufig in peinliche Situationen geraten, und an den (gefühlten) Verlust von Intimität und Individualität. Der menschliche Blick, nicht zuletzt jener, den man auf sich gerichtet sieht, wird thematisiert, und die „Onelines“ genannten Installationen variieren nicht umsonst die Form des menschlichen Ohres, das ja auch für die Verbindung der Innenwelt zum Außerweltlichen steht.
Die „Onelines“ mit konstruktivistischen Anklängen entstehen aus formbaren Glasfaserstäben, welche die Künstlerin mit Tüllstoff überspannt, den sie dann wiederum mit farbigen Fäden bestickt: überall Transparenz und also wieder Übergänge. Das ist eine Kunst, die von alltäglicher Erfahrung ausgeht und sich alltäglicher Materialien bedient. Von Werbefotografie nimmt Duchovnys Bildwelt oft den Ausgang, ebenso von den allgegenwärtigen Selfies. Die „Onelines“ dagegen wirken eher abstrakt, sie beeindrucken durch die Sprache der Formen, die Wirkung im Raum. Vielsagend sind Sofia Duchovnys Arbeiten aber alle.