Wenn sich am Mittwoch im Hamburger Großmarkt der Schleier zu den Voraufführungen des deutschsprachigen Harry-Potter-Theaters hebt, spielt auch die Region dabei eine entscheidende Rolle. Denn keine 50 Kilometer Luftlinie von Mannheim entfernt stammt aus Karlsdorf mit Sarah Schütz jene Mimin, die dem großen Zauberer als Gattin Ginny klug zur Seite stehen wird. Ein Schritt, der für Schütz „folgerichtig“ kam – aber auch für die ausgebildete Sängerin und Schauspielerin ihren ganz eigenen Zauber hatte.
Britische Original-Inszenierung
Sarah Schütz wurde 1979 in Karlsruhe geboren und kommt aus dem badischen Karlsdorf – etwa 50 Kilometer südlich von Mannheim.
Mit „Harry Potter und das verwunschene Kind“ kommt die britische Original-Inszenierung in Hamburg erstmals in einer nicht-englischsprachigen Fassung auf die Bühne.
Die Handlung setzt 19 Jahre nach dem Ende des letzten Romans der Reihe um den Zauberschüler Harry Potter ein.
Die Voraufführung des zweiteiligen Stücks ist am 5. Februar, die offizielle Premiere am 15. März. Premierentickets unter 01806/93 49 34. mer
Denn während Schütz an der Royal Academy of Music ihr Studium absolviert, frisst die neugierige Bühnen-Künstlerin Joanne K. Rowlings Bücher förmlich auf, erlebt Harrys Geschichte wie im Rausch – und wird Stück um Stück zum großen Fan. Da mögen in den kommenden Jahren von „Kiss me, Kate“ bis hin zu „Jesus Christ Superstar“ die verschiedensten Besetzungen auf die gebürtige Badnerin warten: Den Kontakt zum Kosmos rund um Gryffindor, Harry und Hogwarts verliert sie nie. „Die Filme habe ich mir immer wieder angesehen und auch auf Fandom im Internet mit wachsender Begeisterung die zusammengetragenen Fakten über alle Figuren und deren Vorgeschichten gelesen“, beschreibt sie ihre Faszination für die von Anhängern erstellte Website.
Als schließlich bekannt wird, dass nach internationalen Erfolgen auf globalem Parkett für die erste nicht-englischsprachige Produktion von „Harry Potter und das verwunschene Kind“ gecastet wird, fühlt sich Schütz’ Bewerbung wie eine „selbstverständliche Konsequenz“ aus dem Wissen um die eigene Begeisterung an. Da macht auch die Tatsache keinen Unterschied, dass sie in dem Theaterstück überhaupt nicht singen wird. Vor allem, da die Karlsdorferin über die Figur der Ginny freimütig für sich sagen kann: „Ich habe mich in dieser Rolle absolut wiedererkannt.“ Die Größe im Schweigen, die Kraft in der Ruhe und die Schicksalsgemeinschaft mit Harry, in der sie gemeinsam dem finsteren Lord Voldemort widerstanden hatten: „Das hat mich sehr berührt.“
Zumal die Welt aus Zauberei und Fantasie auch im Stück und auf die Dauer nichts von ihrer Kraft verloren hat. Die Handlung der Textfassung von Jack Thorne und Rowling setzt zwar erst rund zwei Jahrzehnte später ein, nachdem Harry, Ron und Hermine die Welt von den verhängnisvollen Kräften des Bösen befreit hatten. Doch dass auch das Leben als Eltern es den Helden von einst keinen Deut einfacher macht, stellt die Geschichte, die das Publikum in Metropolen wie London oder New York unlängst feierte, eindrucksvoll unter Beweis.
Zwei dreistündige Aufführungen
Mit dem Theaterstück, das in zwei etwa dreistündigen Aufführungen unterteilt ist, will Regisseur John Tiffany nicht nur epische Kulisse und epochale Geschichte miteinander vereinen – auch die sichtbare Magie zwischen kleinen Tricks und riesigen Illusionen soll eine tragende Rolle spielen. „Es ist wunderbar, zu beobachten, wie viele Gewerke hier mit gegenseitigem Respekt ineinandergreifen“, beschreibt Schütz den Prozess, sich in ein neues Universum hineinfallen zu lassen, um es schließlich Stück für Stück mit den eigenen Qualitäten bereichern zu können. Und dabei selbst kaum aus dem Staunen herauskommt.
Illuminiertes Großraum-Foyer
Zwar hatte der Produzent und Mehr-BB Entertainment-Geschäftsführer Maik Klokow das Mehr! Theater erst 2015 in die gigantische Großmarkthalle in Hamburg einbauen lassen – doch für „Harry Potter und das verwunschene Kind“ wurde das Theater nun einer erneuten Komplettkur samt illuminiertem Großraum-Foyer und holzverkleidetem Publikumsraum unterzogen, um den Ausmaßen der Produktion gerecht zu werden. Ein Prozess, den auch die Darsteller imponiert verfolgten.
„Die Proben fanden ja lange Zeit auf der Probebühne und ohne Maske und Kostüm statt. Da ging es vor allem darum, unsere Figuren zu erforschen, uns als Gefäß zur Verfügung zu stellen – aber wenn du das erste Mal in diesen Saal kommst und begreifst, dass es jetzt losgeht, verstehst du: Dieses Theaterstück ist wirklich ein magisches Erlebnis,“ schwärmt Schütz. Eines, von dem ab Mittwoch die ganze Nation kosten soll.