Märchen beginnen gemeinhin gerne mit den Worten „Es war einmal“. Es war einmal das Jahr 1970, als der damalige Oberspielleiter Wolfgang Blum am Nationaltheater seine Version von Engelbert Humperdincks „Hänsel und Gretel“ auf die Bühne brachte. Das Stück hat sich gehalten, wenn auch Ausstattung und Szene eher märchenhaft-verstaubt als aktuell-stilisiert anmuten. Doch jetzt beim Festlichen Opernabend spielte die Märchenoper vor einem beglückten Publikum wieder ihren ganzen Reiz aus.
Diese Opernabende am Haus leben (auch) von illustren Gästen. Johannes Martin Kränzle, nach schwerer Erkrankung vor einigen Jahren wieder im Vollbesitz seiner Kunst, schenkte dem Besenbinder Peter einen an Nuancen reichen Bariton mit starker Ausdruckskraft und ein faszinierendes Spiel um einen armen Kerl, der mit Lebensmut und Optimismus seine Armut meistert. Ein großartiges Rollendebüt. Auch die „Hexe“ trägt einen großen Namen, denn die in vielen Wagner-Partien gestählte Michaela Schuster profiliert dieses böse Weib, das nach dem leckeren Hänsel-Schmaus giert, mit charakterfester, offensiver Gestaltung. Auch ihr Hexenbesen bewahrt sie nicht vor dem Backofen.
Geschwister trumpfen auf
Mark Rohde, soeben frisch designierter Generalmusikdirektor in Schwerin, hat das Stück wirklich gut im Griff. Schon die Ouvertüre lässt aufhorchen, wenn weiche Bläserzeichnung die Qualität des Abends vorgibt. Rohde kostet mit griffiger Differenziertheit die Partitur aus. Sicher geführt können Gretel (Cornelia Zink) und Hänsel (Shahar Lavi) spielfreudig auftrumpfen, und Marie-Belle Sandis gibt der Mama Gertrud genaue Kontur. Martiniana Antonie als seltsam kostümiertes Sandmännchen und Natalija Cantrak (zugespitzt singendes Taumännchen) sprechen für die Qualität des Opernstudios. Perfekt geführt auch der von Anke-Christine Kober einstudierte Kinderchor, voller Frische und Freude agierend. Heftiger Beifall für ein immer wieder gerne gehörtes Repertoire-Stück.