Comedy - Rolf Miller unterhält das Capitol-Publikum glänzend

Groteske Sprachspiele voller Witz

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Erklärt die Welt: Rolf Miller (hier im März 2017 im Parktheater Bensheim).

© Funck

Mannheim. Sein Körper fläzt sich fast unbeweglich auf einem Stuhl, aber seine Synapsen tanzen Cha-Cha-Cha. Sein Mund spuckt Halbsätze aus, aber diesen gelingt großes Themen-Hopping. Politisch unkorrekt versteht sich. Rolf Miller, der als "konsequentester Minimalist" auf der Bühne gilt, hält im vollen Capitol sein Publikum in einem Dauerzustand von glucksendem wie lauthals losprustendem Lachen. Aber nur einer juchzt einer Ziege gleich - der Solo-Kabarettist.

"Alles andere ist primär": Nach diesem Motto startet der 50-Jährige in Stammtischmanier einen Parforceritt durch Nebensächlichkeiten, die im prallen Leben keineswegs zweitrangig sind. Kein Wunder, dass der "nordbadische Westfranke" immer wieder beim Fußball landet. Schließlich hat er von Kickern das rüde Abhacken von Satzteilen und deren krude Neukombination gelernt - behauptet er. Ob TV-Sportkommentator Béla Réthy schon mal in einer Miller-Vorstellung war? Dann hätten die beiden etwas gemeinsam. Das Alter ego des Kabarettisten lästert, dass er und der Réthy nie das gleiche Fußballspiel sehen.

Schräge Logik

Harmlos mutet er an, der Gedankenspringer, der blitzschnell zu Boshaftigkeiten ausholt. Beispielsweise der: US-Präsident Trump, der das Klima ach so prima findet, könnte als umweltfreundliche Good-Will-Geste den elektrischen Stuhl mit Ökostrom betreiben. "Man muss die Konsequenzen aus den Folgen rauslassen", meint der Mann mit dem Odenwälder Dialekt und findet "für jede Lösung ein Problem". Schließlich gehe so manch ein Schuss nach vorn los, warnt der Querdenker.

Das Publikum erfährt so einiges über Zeitgenossen mit "Pfandflaschengesichtern", mit "Schildkrötenunterfunktion" und natürlich über Achim, Jürgen und die Lulatsch-Schwester (Spitzname: "der Apparat"). Die drei haben die gleiche Mutter, "nur der Vater war auf Montage" Millers Programm lebt von schrägen Verdrehungen ("Man sollte die Tatsachen im Dorf lassen"), köstlichen Wortschöpfungen ("Errega-Tabs" für Viagra) und fast schon philosophischen Ratschlägen ("Man muss nicht alles glauben, was man denkt!"). Sein Bekenntnis "ich nehme mich nicht mehr so wichtig, wie ich bin", das dürfte so wahr sein wie sein angebliches Credo: "Reden ist Schweigen, Silber ist Gold."

Freie Autorin