Pop - Das Vereinsheim in der Alten Feuerwache ganz intim

Gefährlich nah und verlockend

Von 
Markus Mertens
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Bassist Michael Paucker winkte als Gaststar das Publikum zu sich. © Goeder

Nach dem Klang des Augenblicks, dem der Zuhörer in diesen 120 konzentrierten Minuten „Vereinsheim“ in der Alten Feuerwache so ungefiltert ausgesetzt ist, fällt das Loslassen schwer. Der Gang nach draußen in eine windige Nacht hat etwas Profanes – wird er doch zum Abschied zweier Stunden, die für das musikalisch Besondere im vermeintlich Bekannten gesorgt haben. Die Berliner Sängerin Mine sagt: „Die gleichen Songs in solch einer Tiefe zu hören, ist magisch.“ Wie wahr.

Sänger inmitten von Zuschauern

Da muss „Vereinsheim“-Kopf David Maier den Kronkorken mit seiner Stimme nur noch von der Flasche schnippen – und es laufenlassen. Denn die verlockende Intimität, mit der das Publikum die Akteure des Abends zirkelförmig wie im Wohnzimmer umgeben darf, ist längst schon zu einem Kult geworden, der nur noch bedient werden muss. Das lassen sich die Gäste dieses Abends nicht zweimal sagen – und treten nach vorne. Mit einer Entschlossenheit, die in ihrer sanften, leisen Darbietungsweise fast irritiert, macht Mine „Dem fliehenden Robert“ Beine, wirft den „Anker“ zwischen Indie und Pop Noir – und lässt sich die agilen Gesten meditativer Traumversunkenheit selbst auf engstem Raum nicht nehmen. Daniel Freitag dagegen spinnt das Garn seiner sich langsam entfaltenden Songs in klassische Singer-Songwriter-Gefilde, die jedoch bewusst ziellos bleiben und keinen Halt suchen.

Dass diese kosmischen Gebilde von der Band des Abends nicht nur begleitet, sondern regelrecht getragen werden, haben die Sänger des Abends zum einen dem virtuos spielenden Schlagzeuger Thommy Baldu und dem progressiv-melodisch agierenden Nico Schnepf an den Tasten zu verdanken. Vor allem aber dem Isländer Ómar Gujónsson, der mit seiner Nummer „Take Me Back“ nicht nur Country Rock mit Urban Funk vereint, sondern den Abend am Sousafon auch noch stilvoll veredelt. Mehr Authentizität geht nicht.

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