Der Mensch braucht Hoffnung wie die Luft zum Atmen. Vor allem die Kulturschaffenden, die in Zeiten der Corona-Krise nach langen Monaten mit einem faktischen Berufsverbot teilweise im Überlebenskampf stehen und nach jedem Strohhalm greifen. Falsche Hoffnungen zu wecken, könnte also umso niederschmetternder wirken. Von daher liest man das neue, durchaus differenzierte Konzept mit dem vielversprechenden Titel „Schrittweise Rückkehr von Zuschauern und Gästen: Ein integrierter Ansatz für Kultur und Sport“ zwar gern. Und das Bestreben, so Druck für Lockerungen im Kulturbereich zu machen, ist absolut nachvollziehbar. Allein, es fehlt der Glaube. Beziehungsweise es gibt zu diesem Zeitpunkt noch zu viele unbekannte Variablen. Fast wie beim Thema Impfprivilegien.
Zentral ist in dem Konzept unter anderem die Hoffnung auf den Impffortschritt, für den selbst verantwortliche Minister derzeit nur Kristallkugeln konsultieren können. Fast noch wichtiger: die Antigen-Schnelltests. Die Frage danach lässt den Apotheker am Telefon erstmal auflachen: „Da wissen wir frühestens nächste Woche, welche überhaupt zugelassen werden.“ Ob sie den Verbraucher etwas kosten beziehungsweise wie viel, ist unklar. Derzeit fallen rund 30 Euro pro Test an – das würde Eintrittskarten ganz schön teuer machen.
Fast alles andere in dem Papier hatten die Kulturhäuser schon vor dem November-Lockdown penibel umgesetzt. Dass ihre Schließung den steilen Anstieg der Inzidenzzahlen nicht bremsen konnte, ganz anders als der Komplex Schule zum Beispiel, war auf verantwortlicher Seite aber noch keine Anmerkung wert. Also wird kein noch so differenziertes Konzept etwas daran ändern, dass ausschließlich die Infektionszahlen und die Auslastung der Intensivbetten ausschlaggebend sind. Und da bewegen wir uns angesichts des Wettlaufs zwischen Mutationen und Impfprozess bei gleichzeitiger Wiedereröffnung der Schulen auf äußerst unsicherem Terrain.
Also: So schön es wäre, schnellstmöglich wieder gemeinsam Konzerte, Filme, Bühnenstücke, Nächte im Club oder die Kultur im Stadion genießen zu können – die Hoffnung darauf muss man vernünftigerweise etwas dämpfen. Mitte März sind wir da voraussichtlich schon schlauer. Und die Bundespolitik muss ihre Hausaufgaben erledigen: Schnell für zuverlässige, kostenlose Selbsttests sorgen. Und wenn es beim Impfen endlich zügig voranginge – na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.