Jazz - Nicole Metzger und Band würdigen Hildegard Knef

Es regnet rote Rosen

Von 
Martin Vögele
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Nicole Metzger trat im Mannheimer Musiclub Ella & Louis auf. © Metzger

Zum Konzertende gibt es Blumen, aber an diesem Abend einmal nicht für die Künstler, sondern für das Publikum – Sängerin Nicole Metzger verteilt sie an die Zuschauer im Mannheimer Jazzclub Ella & Louis. „Für mich soll’s rote Rosen regnen“ singt sie dabei zum Ausklang eines Auftritts vor vollem Haus, der eine Hommage an Hildegard Knef ist: „Metzger – Knef – Eine musikalische Begegnung“ heißt ihr Programm, mit dem die Jazz-Vokalistin aus Neustadt an der Weinstraße zugleich auch ihre neue CD („Metzger – Knef – So oder so ist das Leben“) vorstellt. Fabelhaft begleitet von Jean-Yves Jung am Piano, Jens Loh am Kontrabass und Jean-Marc Robin am Schlagzeug singt sie hierbei Lieder aus dem Repertoire der 2002 im Alter von 76 Jahren verstorbenen Sängerin und Schauspielerin.

Skizze eines bewegten Lebens

In den unverwechselbaren Spuren der Knef zu wandeln, ist immer ein Wagnis, aber Metzger hat die Stimme, das Format und die Bühnenpräsenz dafür. Und sie ist weise genug, gar nicht erst zu versuchen, wie das Vorbild zu klingen – vielmehr besticht sie mit ihrer eigenen Klang-Charakteristik, mit makelloser Technik und geschmeidigem Glanz. Dabei verschränkt sie die Lieder mit Erzählungen aus den Knef’schen Memoiren, teilt als Ich-Erzählerin etwa deren liebevolle Erinnerungen an den Großvater, der den Freitod wählte (Metzger singt: „Lass das Vergangene vergangen sein“) oder schildert das Knef-Skandalon, als „Ehebrecherin“ auf den Titelseiten zu landen (gefolgt vom lebensvoll groovenden Seufzer: „Schau mich bitte nicht so an“).

Wort und Lieder (darunter „Illusionen“, „Unter dem Himmel von Paris“, „Es war das und nicht mehr“) formieren sich so kunstfertig zu aussagekräftigen Skizzen eines bewegten Lebens. Jung, Loh und Robin glänzen mit musikalischer Eloquenz und Finesse, überraschen zudem immer wieder mit genussvoll-impulsiven Improvisationen. Es gäbe also allen Grund, die Rosen nach der Zugabe („Sei mal verliebt“) zurück auf die Bühne zu reichen.

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