Zur Leipziger Buchmesse werden in diesem Jahr ähnlich viele Aussteller erwartet wie 2018. Voriges Jahr hatten sich nach einer Mitteilung der Messe rund 2600 Teilnehmer aus 46 Ländern auf der Frühlingsschau der Buchbranche präsentiert, die am Mittwochabend offiziell eröffnet wird und dann bis Sonntag, 24. März, ihre Tore öffnet.
Das begleitende Festival „Leipzig liest“ umfasst laut Messe 3600 Veranstaltungen an 500 Orten. 2018 hatten Buchmesse und Lesefest wegen Winterwetter- und Bahnchaos ein Besucherminus hinnehmen müssen. 271 000 Gäste kamen damals. Das waren 14 000 weniger als im Jahr zuvor. Davor waren die Besucherzahlen des Branchentreffs jahrelang immer nur angestiegen.
Den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung 2019 erhält am Eröffnungsabend die Autorin Masha Gessen. Die russisch-amerikanische Schriftstellerin gilt als eine der wichtigsten Stimmen zum Thema Homosexualität und Menschenrechte in Russland. Bekannt wurde sie mit Büchern über den russischen Präsidenten Wladimir Putin, die feministische Punkgruppe Pussy Riot sowie die Attentäter vom Boston Marathon.
Gessen lebt offen lesbisch und hat die gegen Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender gerichtete Politik Russlands mehrfach scharf kritisiert. Sie wird für ihr Buch „Die Zukunft ist Geschichte. Wie Russland die Freiheit gewann und wieder verlor“ ausgezeichnet. Der seit 1994 jährlich verliehene Preis ist mit 20 000 Euro dotiert.
Geboren wurde Gessen 1967 in Moskau und wanderte 1981 mit ihren Eltern in einer der letzten jüdischen Emigrationswellen in die USA aus. Ihre Mutter arbeitete als Literaturkritikerin, ihr Vater war Computeringenieur. Gessen befasste sich als Journalistin zunehmend mit HIV und dem Kampf der Schwulengemeinde gegen die Infektionskrankheit. 1996 kehrte sie nach Moskau zurück, um dort als Journalistin zu arbeiten. 2004 wurde bei ihr der Gendefekt BRCA1 festgestellt, der das Risiko auf Brust- und Eierstockkrebs deutlich erhöht. 2005 ließ sie sich deshalb beide Brüste abnehmen. Ihren Entscheidungsprozess veröffentlichte sie als Tagebuch beim Online-Magazin „Slate“. Die Debatte ums Erbgut griff sie 2008 in ihrem Buch „Blood Matters: A Journey Along the Genetic Frontier“ auf.
Buch über Wladimir Putin
Aus Angst vor politischer Verfolgung zog Gessen 2013 erneut in die USA. Sie ist in zweiter Ehe mit einer Frau verheiratet und hat drei Kinder. Zu Gessens bekanntesten Titeln zählt „Der Mann ohne Gesicht“ über Präsident Putin. Ihn bezeichnete sie im Magazin „Vanity Fair“ als „aufstrebenden Schurken“, mit dessen Vereidigung die „Rückwärts-Evolution Russlands“ begonnen habe. dpa/tog