Mannheim. Herr Ceylan, nach unzähligen Arena-Shows und einem Stadion-Event sind Sie an jede Bühnengröße gewöhnt. Ist das Gefühl vor Konzerten als Sänger mit eigener Band anders als vor Comedy-Shows?
Bülent Ceylan: Das ist komplett anders. Man geht ja auf die Bühne und singt sofort los. Natürlich kommt dann der eine oder andere Spruch zwischen den Liedern – das erwarten die Leute auch. Das hat zuletzt in München mega funktioniert: Die Leute haben gelacht und sich gefreut, dass sie auch noch Comedy bekommen. Sozusagen zwei Shows für einen Preis. Man kann während eines Songs nicht improvisieren. Man muss den Text hinkriegen, immer gleich den Einsatz finden, die Takte – es ist ein ganz anderes Ding. Musik ist ja Teamarbeit. Wir sind zu fünft auf der Bühne und müssen uns gut abstimmen. Es ist etwas total Anderes, aber es macht richtig Spaß. Die Leute sagen mir oft: „Du gehst richtig auf, wenn du Musik machst.“ Und sie sind alle begeistert. In München haben sie gar nicht aufgehört, Zugabe zu rufen – das soll dort gar nicht so leicht sein. Ich merke: Da ist Potenzial, dass es etwas Größeres werden könnte.
Und wird es als Musiker in Mannheim noch mal unterschiedlich sein? Am 22. Januar haben Sie im Maimarktclub Ihr erstes großes Konzert in Ihrer Heimatstadt ...
Ceylan: Ja, das ist natürlich etwas Anderes. Mein Comedy-Programm „Yallah hopp!“ ist am 22. März zum zweiten Mal voll in der SAP Arena mit 10 000 Fans. Mit der Musik müssen wir etwas „kleiner“ anfangen und die Leute erst mal einsammeln. In Mannheim ist natürlich die Aufregung ein bisschen größer, weil man da auch häufiger mal rumläuft. In einer anderen Stadt ist man nach dem Konzert wieder weg, in der eigenen Stadt ist der Druck etwas größer. Am Ende läuft es nicht so gut und dann wirst du am nächsten Tag gefragt: „Ah, war’s nicht so doll? Hascht net so richtig gsunge, gell?“ (lacht) Deswegen will man hier besonders gut sein.
Wie bilanzieren Sie nach der Album-Veröffentlichung, der ersten Tournee und Festivalshows unter anderem in Wacken Ihr Musikprojekt nach gut einem Jahr?
Ceylan: Dafür, dass ich mit meiner Band erst im zweiten Jahr bin, ist es megaerfolgreich. Wer kann schon von sich behaupten, dass er im ersten Karrierejahr Wacken eröffnen darf? Klar habe ich einen Namen als Comedian. Aber wenn es musikalisch nicht passen würde, hätten die gesagt: „Der ist zwar als Komiker erfolgreich, aber Wacken eröffnen? Das kann er mit der Musik nicht.“ Das ist ein Wahnsinnsstart. Wir sind auch in den Top 20 der Albumcharts gewesen und haben die erste Tournee 2024 mit toller Presse und super Feedback absolviert. Am 5. Juli sind wir Vorgruppe von den Scorpions in Hannover mit Alice Cooper und Judas Priest. Ich will nicht angeben, aber wie viele Bands können das im zweiten Jahr von sich sagen? Ich bin mehr als dankbar. Wenn wir da dran bleiben, dann kann es auch noch größer werden.
Wie gehen Sie das an, was planen Sie?
Ceylan: Das zweite Album muss toll werden. Und klar wäre es auch mal schön, einen Hit zu haben, der im Radio hoch und runter läuft. Das ist mit Rockmusik etwas schwieriger als mit Pop oder Rap. Aber nichts ist unmöglich. Unser Produzent Henning Verlage hat ja mit Unheilig auch den Hit „Geboren um zu leben“ gehabt. Wer weiß, vielleicht schaffen wir auch so ein Ding? Dann bekommen es noch mehr Leute mit und kommen zu unseren Konzerten.

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Fallen Ihnen schon neue Songs ein, oder schreiben Sie eventuell sogar mit Ihrer Band auf Tournee?
Ceylan: Wir sind schon dabei, den einen oder anderen neuen Song zu entwickeln. Natürlich geht es weiter. Natürlich ist es erst mal eine Investition. Aber ich bin ehrgeizig (lacht) – das sieht man ja bei „Schlag den Star“. Da bin ich zum dritten Mal hin und habe endlich gewonnen. Ich gebe nicht so schnell auf. Aber klar, wenn man nach vier, fünf Jahren merkt, das wird nix Großes, dann würde ich ab und zu aus Spaß in kleineren Hallen spielen. Natürlich bleibt Comedy im Fokus, aber ich wäre total happy, wenn auch die Musik richtig durchstartet. Das ist ja auch ein Jugendtraum, den ich mir damit erfülle.
Zum Programm: Bei der ersten Tournee gab es neben Ihren eigenen Songs ein paar reizvolle Coverversionen von System Of A Down und Rage Against The Machine über Eurythmics und Cameo bis Roland Kaiser. Wird das auch in Mannheim so sein?
Ceylan: Wir hatten die Sachen nur angerissen, aber ich habe jetzt gesagt: Komm, die Leute wollen „Sweet Dreams“ schon richtig hören. Oder System Of A Down so, wie ich es bei „The Masked Singer“ gesungen habe. Wir machen jetzt drei Cover: „Sweet Dreams“, „Chop Suey“ und „Santa Maria“. Das wird gefeiert.

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Rammstein geht nicht mehr, oder?
Ceylan: Tatsächlich haben wir Rammstein nach den Vorwürfen rausgelassen. Die Musik ist immer noch cool, wenn man von allem Anderen absieht. Aber es wäre irgendwie ein komisches Gefühl, jetzt so ein Lied zu singen. Der Fokus liegt sowieso auf unseren eigenen Songs.
Man könnte sich auch ein paar Moompfred-Klassiker aus den Comedy-Programmen live gut vorstellen: „Ruh im Hof“ zum Beispiel. Oder „Ruh do driwwe“ von Gringo Mayer als Cover?
Ceylan: Von den Klamauk-Songs wollen wir weg. Es gibt Songs, die ich als Bülent singe – aber mit Augenzwinkern. Es könnte mal einen Dialekt-Song geben, vielleicht auch mal ein Duett mit Gringo Mayer. Das kann ich mir schon vorstellen. Aber nicht als Figur wie im Comedy-Programm. Ich will das schon unterscheiden und als Musiker ernster genommen werden. Das ist mir wichtig.
Sie haben einen Mannheim-Krimi veröffentlicht? Ist das Terrain nicht durch das Ehepaar Habekost fast blockiert? Also war es schwierig, Leser zu erreichen?
Ceylan: Nö. Das habe ich gar nicht so mitgekriegt mit den Habekosts. Im Krimi-Bereich gibt es ja sowieso große Konkurrenz. Aber bisher ist das Buch sehr erfolgreich, der Verlag war happy. Das Projekt hat sich einfach ergeben, mit meinen Figuren einen Comedy-Krimi zu schreiben. Daraus könnte man auch einen Film entwickeln. Wenn man vorher denkt, da ist die Konkurrenz viel zu groß – dann hätte ich nichts machen können in meinem Leben. Man muss sich immer auf das fokussieren, was einem Spaß macht. Ich bin jemand, der gern aus der Komfortzone geht und etwas macht. Wenn es nicht funktioniert, hat man es wenigstens versucht.
Das Comedy-Angebot wird wieder breiter. In Capitol und Rosengarten dominiert das Genre fast, Schatzkistl und Klapsmühl’ buchen junge Komiker. Jens Wienands Impro-Theater hat sich in Mannheim etabliert, in der Neckarstadt hat an Weihnachten der Papperlapapp Club geöffnet, Roland Junghans startet jetzt eine neue Mix-Show-Reihe im Lindbergh – wie beurteilen Sie diese Entwicklung? Wird das nicht zu viel in Mannheim?
Ceylan: Was heißt zu viel? Das entscheiden ja die Leute – damit, ob sie hingehen oder nicht. Ich bemerke schon wieder diesen Boom. Wir hatten ja auch schon andere Zeiten. Während Covid ging ja gar nichts. Die Leute wollen wieder lachen, sie wollen raus. Da profitiert jeder davon, egal ob Newcomer oder jemand wie ich, der jetzt 27 Jahre lang dabei ist. Ich bin mega dankbar, dass ich immer noch große und mittlere Hallen füllen kann – das ist nicht selbstverständlich. Auch dafür, dass die Zusatzshow in der SAP Arena fast ausverkauft ist. Und ich habe Hoffnung für die Newcomer, auch für das Papperlapapp. Da sind wir im Gespräch, dass ich dort eventuell auch mal eine Vorpremiere mache. Ich finde Dennis Boyette, der den Club macht, super. Der ist voll drin und mit Leidenschaft dabei. Ich finde es wichtig, so etwas zu unterstützen.
Fällt Ihnen noch etwas zur Politik in diesen Tagen ein?
Ceylan: Ich kann nur hoffen, dass es besser wird. Dass die Menschen zufriedener sind und Politiker mehr einhalten, was sie sagen. Dass es weniger Kriege gibt und die Menschen vernünftiger werden – und sich mehr um die Umwelt kümmern. Da haben wir genug Probleme. Ansonsten kann man selbst ja gar nicht so viel machen. Ich kann nur eins sagen: Geht alle wählen! Jede Stimme zählt.
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