Mannheim. Die Sanierungspläne der angeschlagenen Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof haben bei den Beschäftigten in der Region Rhein-Neckar zu „Entsetzen und Angst“ geführt. Darüber berichtete Sabine Möller, Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Handel bei Verdi Rhein-Neckar, auf Anfrage dieser Redaktion.
Der Warenhauskonzern mit Sitz in Köln rechnet bis Ende 2022 mit Umsatzeinbußen von rund 1,4 Milliarden Euro durch die Corona-Krise, weshalb dieser nur durch harte Einschnitte überleben könne. „Von den insgesamt 172 Warenhäusern könnten am Ende im Idealfall vielleicht fast zwei Drittel weitermachen“, sagte der vorläufige Sachwalter der Warenhauskette, Frank Kebekus, der „Wirtschaftswoche“. Das würde die Schließung von mindestens 58 Häusern bedeuten.
Ob und welche Filialen in der Region betroffen sein könnten, sei laut Verdi allerdings nicht bekannt. „Seitens der Unternehmensführung heißt es ja, dass die Standorte erst einmal geprüft werden. Weiterführen oder nicht weiterführen? Diese Frage müssen Beschäftige nun aushalten – was bleibt ihnen auch anderes übrig?“, so Möller weiter.
Bei einer möglichen Standortschließung würde sich nicht nur für Mannheim, sondern für alle Städte in Deutschland die Frage stellen, „wie die Immobilien neu genutzt werden sollen“, ergänzte Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbands Nordbaden. Die zentrale Lage der Warenhäuser sei sehr attraktiv, weshalb auch die Stadt Mannheim großes Interesse haben werde, schnellstmöglich einen Nachmieter zu finden.
Die Gewerkschaftssekretärin wünscht sich indes, dass die Unternehmensführung gemeinsam mit der Bundesregierung versuche, die Warenhäuser zu retten. „Der Staat muss Verantwortung für die rund 30 000 Beschäftigten übernehmen – und sie vor Existenzängsten bewahren“, sagte Möller.
Lage im Einzelhandel angespannt
Angespannt bleibt die Lage auch für den Einzelhandel in den Innenstädten. „Die Frequenzen in den beiden Oberzentren Mannheim und Heidelberg sind laut den Messdaten der Kölner Firma Hystreet unterhalb des Vorjahresniveaus“, erklärte Manfred Schnabel, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, dieser Redaktion.
Trotz Wiedereröffnung würden Händler aus dem IHK-Bezirk berichten, dass die Kunden nur gezielt zum Einkaufen in die Stadt kommen und es kaum Spontan- und Erlebniseinkäufe gebe. „Als Verkaufshemmnis Nummer eins wird immer wieder die allgemeine Maskenpflicht genannt. Statt einer allgemeinen Maskenpflicht im Einzelhandel braucht es einen intelligenten Einsatz verschiedener Infektionsschutzmaßnahmen“, ergänzte der IHK-Präsident. So müsse der Mund-Nasen-Schutz Teil des Maßnahmenplanes sein, sofern Abstandsregeln nicht gewährleistet werden können.