Berlin/Rhein-Neckar. Im Kampf gegen die dramatische Corona-Lage in Deutschland rücken flächendeckende neue Schutzregeln näher – und erste drastische Gegenmaßnahmen in kritischen Regionen. Das bundesweit mit am stärksten betroffene Bayern kündigte am Freitag strikte Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte an, alle Diskotheken und Bars müssen dort für drei Wochen schließen. Der Bundesrat machte den Weg für Zugangsregeln nur für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G) am Arbeitsplatz, in Bussen und Bahnen frei. In Kraft treten kann das am Vortag vom Bundestag beschlossene Gesetz von SPD, FDP und Grünen mit weiteren Regelungen zur Corona-Eindämmung voraussichtlich Mitte kommender Woche. Die Pandemie-Lage spitzt sich weiter zu.
Der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, mahnte in Berlin: „Ganz Deutschland ist ein einziger großer Ausbruch. Das ist eine nationale Notlage. Wir müssen jetzt die Notbremse ziehen.“ In vielen Regionen seien Klinken am Anschlag, die Versorgung sei dort teils nicht mehr gewährleistet. Es brauche „massive Kontaktreduktion, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen“. Es gelte, wenn möglich zu Hause zu bleiben, Großveranstaltungen abzusagen und „Hotspots“ wie schlecht belüftete Bars und Clubs zu schließen.
Für Bayern mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 625,3 kündigte Ministerpräsident Markus Söder ab nächsten Mittwoch harte Gegenmaßnahmen an. Weihnachtsmärkte fallen aus. Kultur- und Sportveranstaltungen dürfen nur in kleinerem Rahmen stattfinden. Treffen dürfen sich noch maximal fünf Personen aus zwei Haushalten. In Landkreisen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von mehr als 1000 soll das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren werden. Kitas und Schulen sollen aber offen bleiben. Auch Sachsen will angesichts rasant steigender Corona-Zahlen vom kommenden Montag an weite Teile des öffentlichen Lebens einschränken. Schließen müssen alle Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Bibliotheken, Bars, Clubs und Diskotheken. Das gleiche gilt für Weihnachtsmärkte. Die Beherbergung von Touristen ist untersagt. Die Einschränkungen gelten zunächst bis zum 12. Dezember.
Doch 2G in Ludwigshafen
Der Bundesrat billigte die Gesetzesänderungen der voraussichtlichen Ampel-Regierungspartner SPD, FDP und Grüne nach heftigem Streit. Ministerpräsidenten unionsgeführter Länder kritisierten erneut, der neue „Instrumentenkasten“ schränke die Möglichkeiten der Länder zu stark ein. Man stimme aber zu, um zu verhindern, dass Deutschland am Ende ganz ohne Rechtsgrundlage für Corona-Auflagen dastehe.
In Ludwigshafen steuern die Verantwortlichen beim Weihnachtsmarkt nach. Ab Dienstag gilt für das Budendorf auf dem Berliner Platz sowie für das Winterdorf vor der Rhein-Galerie die 2G-Regel. Bislang gab es für den Weihnachtsmarkt, der seit über einer Woche läuft, keinerlei Zugangsbeschränkungen.
In Mannheim ist die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag auf 477,8 gestiegen, seit Tagen bewegt sie sich von einem Negativrekord zum nächsten. Das Klinikum muss nun eine zweite Intensivstation für Corona-Patienten einrichten. Aktuell befinde man sich auf der Belastungsskala auf Stufe zwei von vier, so der Ärztliche Direktor Hans-Jürgen Hennes. dpa/jei/sma