Washington. Trotz aller Differenzen wollen Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump in der Nato, beim Kampf gegen den Terror und bei der Lösung der Ukraine-Krise eng zusammenarbeiten. In Handelsfragen und beim Umgang mit Einwanderern blieben die Gegensätze gestern beim ersten Treffen der beiden Regierungschefs indes weiterhin unübersehbar. Das mit Spannung erwartete Gespräch im Weißen Haus in Washington sollte auch dazu dienen, das zuletzt belastete deutsch-amerikanische Verhältnis wieder zu verbessern.
Merkel hob bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Trump die Notwendigkeit eines fairen Handels zwischen Deutschland und den USA hervor. In beiden Volkswirtschaften stecke großes Potenzial, beide Seiten müssten gewinnen können. Die Globalisierung solle offen gestaltet werden, forderte Merkel. Sie machte deutlich, dass Freizügigkeit für die deutsche Wirtschaft wichtig sei.
Bei dem Besuch stand die Drohung Trumps im Raum, die USA mit Strafzöllen gegen deutsche und andere ausländische Produkte abzuschotten. Die USA waren 2016 größter Absatzmarkt für Produkte "Made in Germany". Washington stört sich aber schon länger am deutschen Handelsüberschuss von 49 Milliarden Euro. Trump sagte gleichwohl, er erwarte "großartige Handelsbeziehungen mit Deutschland". Er betonte: "Wir wollen Fairness, keine Siege."
Trump wies den Eindruck zurück, er setze auf Abschottung. "Wir sind ein sehr starkes Land, vielleicht bald auf einem Level, das es noch nie gegeben hat" - dennoch sei er als US-Präsident ein Handelsmann und in keinerlei Hinsicht ein Isolationist.
Merkel verteidigte ihre früher von Trump scharf angegriffene Flüchtlingspolitik. Illegale Migration müsse gesteuert, zudem müssten die Schlepper gestoppt werden. Beim Schutz der Außengrenzen müsse im gegenseitigen Interesse mit den Nachbarn zusammengearbeitet werden. dpa