Mannheim/Berlin. Die Stadt Mannheim hat die kritische Schwelle für die Einstufung als Corona-Krisengebiet überschritten. 42 Neuinfektionen sind innerhalb eines Tages gemeldet worden. Nach der am Donnerstagabend vom Land Baden-Württemberg veröffentlichten Sieben-Tage-Inzidenz (Neuinfektionen umgerechnet auf die Einwohnerzahl) liegt die Quadratestadt nun mit 56,7 deutlich über der 50er-Marke. Die städtischen Zahlen weichen hier mitunter geringfügig ab, maßgeblich ist der offizielle Landeswert.
Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) sprach von „besorgniserregenden Fallzahlen“. Es sei zu befürchten, dass das Virus nun auch wieder vermehrt auf Risikogruppen übergreife, sagte er dieser Redaktion. Kurz appellierte an alle Bürger, ihre Sozialkontakte möglichst zu reduzieren und bei Begegnungen das Infektionsrisiko gering zu halten.
Ab Samstag gilt aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens an ausgewählten Plätzen in der Mannheimer Innenstadt Maskenpflicht, Gastronomen müssen sich zudem auf die Sperrstunde ab 23 Uhr einstellen und Schülerinnen und Schüler ab der fünften Klasse sind verpflichtet, im Unterricht einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Außerdem wird Mannheim jetzt doch Soldaten der Bundeswehr anfordern, um Kontaktpersonen von Infizierten schneller zu erreichen.
Die umstrittenen Beherbergungsverbote für Reisende aus deutschen Gebieten mit hohen Corona-Infektionszahlen sind in zwei Bundesländern von Gerichten gekippt worden. In Baden-Württemberg setzte der Verwaltungsgerichtshof in Mannheim das Verbot außer Kraft – es sei ein unverhältnismäßiger Einschnitt in das Grundrecht auf Freizügigkeit. In Niedersachsen erklärte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg das Verbot für rechtswidrig.
Urteile begrüßt
IHK-Präsident Manfred Schnabel begrüßte die Urteile und sagte: „Gerade in einer eng vernetzten Wirtschaftsregion wie der Metropolregion Rhein-Neckar mit unterschiedlichen Regelungen je Bundesland hätten sich mit Blick auf den Tourismus und Geschäftsreisende enorme Einschränkungen für Übernachtungsbetriebe ergeben.“ Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten am Mittwoch keine Einigkeit zu den Beherbergungsverboten erzielt und einen Beschluss vertagt. Dies war einer der Kritikpunkte an den Ergebnissen der Beratungen. Die Gesundheitsämter meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts von Donnerstag einen Rekordwert von 6638 Neuinfektionen binnen eines Tages. Bislang waren Ende März mit knapp 6300 Neuinfizierten die meisten registriert worden. Allerdings sind die Werte nicht mit denen aus dem Frühjahr vergleichbar, weil mehr getestet wird. abo/sma/pwr/dpa