Mannheim. Bei der Suche nach einem SPD-Vorsitzenden hat sich Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) für eines der sechs Bewerber-Duos ausgesprochen – den niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius und die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping. „Erfahrungen aus den Städten und Gemeinden müssen künftig viel schneller in die Politik der SPD eingehen“, sagte Kurz dieser Zeitung.
Menschen mit Erfahrungen in kommunalen Spitzenämtern hätten das richtige Sensorium dafür. Auf die Frage, mit wem er diese Anforderungen verbinde, sagte Kurz: „Das bringen beispielsweise Boris Pistorius und Petra Köpping mit.“ Der 59-jährige niedersächsische Innenminister war mehr als sechs Jahre Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück. Seine 61 Jahre alte Mit-Kandidatin Köpping war in den 1990er Jahren unter anderem Bürgermeisterin von Großpösna und ab 2001 Landrätin des Kreises Leipziger Land.
Landesverbände zurückhaltend
Die Kandidaten um den SPD-Vorsitz hatten sich bis zum Wochenende auf 23 Regionalkonferenzen der Parteibasis vorgestellt, bevor nun die Mitglieder ihre Favoriten bestimmen können. Übrig sind nur noch sechs Kandidatenduos: Die Bundestagsabgeordnete Hilde Mattheis und Verdi-Chefökonom Dierk Hirschel hatten sich am Samstag kurz vor Schluss aus dem Wettstreit zurückgezogen.
Die endgültige Entscheidung, wer die Nachfolge von Andrea Nahles antritt, soll bei einem Parteitag im Dezember getroffen werden. Kurz kritisierte das Vorstellungsverfahren scharf: „Es ist ein Überbietungswettbewerb im 60-Sekunden-Takt. Ich denke, dass so etwas keine nachhaltige Entscheidung sichert.“ Es mache die Kandidaten um den Vorsitz eher klein, als dass es sie stärke.
Der Mannheimer Politikwissenschaftler Marc Debus sieht auch wegen des Bewerbungsverfahrens das Risiko, dass sich Konflikte – wie etwa die Frage nach dem Verbleib der SPD in der großen Koalition – verschärfen. Debus bezeichnete Boris Pistorius als „Kompromissmöglichkeit“. Er sei allerdings eher dem konservativen Teil der SPD zuzurechnen. „Es würde vermutlich ähnliche Konflikte wie bei Olaf Scholz geben, weil sich der linke Flügel ausgebootet fühlen könnte“, so Debus. Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz gilt mit seiner Ko-Kandidatin Klara Geywitz als der bekannteste Anwärter um das Amt des Parteichefs.
Die SPD-Landesverbände im Südwesten wollen ihren Mitgliedern keine Empfehlung für ein Kandidaten-Pärchen geben. Die designierte hessische SPD-Chefin Nancy Faeser unterstrich, dass jedes Mitglied selbst entscheide. Ähnlich äußerte sich der rheinland-pfälzische Generalsekretär Daniel Stich.