Als Freinacht bezeichnet man in Teilen Süddeutschlands die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Späße und Streiche von Jugendlichen sind in dieser Hexennacht oft üblich. Doch was die vier Schüler in Thomas Langs Roman in jener Nacht anstellen, kann man schwerlich noch als Streich oder Schabernack bezeichnen. Als sie bei einer Geburtstagsparty vor den Toren der Stadt auf die Leiche eines Mannes stoßen, läuft die Geschichte komplett aus dem Ruder. In einer Art Gruppenexzess verstümmeln sie den toten Körper und stellen davon Fotos ins Netz. Dadurch sind die vier gesellschaftlich stigmatisiert und jeder von ihnen muss auf seine Weise mit den Folgen der Untat klarkommen.
Wahre Geschichte als Vorbild
„Freinacht“ ist ein düsterer Gesellschaftsroman, der von einer wahren Geschichte inspiriert wurde. Tatsächlich verstümmelten im Jahr 2006 angetrunkene Jugendliche in der Nähe des bayerischen Traunreut die Leiche eines Selbstmörders. Das Gericht sprach später von einer Mischung „gruppendynamischer Prozesse, alkoholbedingter Enthemmtheit sowie einer Verrohung aufgrund des von allen eingeräumten gelegentlichen Betrachtens von Gewaltvideos“.
Anders als in der Realität hat der frühere Ingeborg-Bachmann-Preisträger Thomas Lang (Jahrgang 1967) in seinem Roman ein Mädchen in den Mittelpunkt gestellt. Ellen, die sich selbst nur Elle nennt, gehört eher nicht zu den Gewinnertypen. Ihre Eltern haben sich schon vor Jahren getrennt, in der Schule nimmt sie eine Außenseiterrolle ein. dpa